Seit man nicht mehr mit DHL verschicken will geht's abwärts
Früher war das Leben so einfach: Artikel bei Amazon gesucht, an die Packstation schicken lassen, bei Problemen oder Nichtgefallen via Packstation zurückgeschickt. Das ging schnell, war praktisch und Amazon war immer äußerst kulant. Dafür habe ich gerne ein paar Euro mehr bezahlt als beim billigsten Kistenschieber.
Mittlerweile hat aber das Management bei Amazon entschieden, dass man an der Gewinnspanne noch was drehen muss und sich dafür doch die Versandkosten am besten eignen. Also setzt man auf den Logistik-Partner Hermes, bei dem die günstigen Kosten daher kommen, dass die armen Schweine, die die Pakete mit ihrem eigenen Auto ausliefern noch nicht lange genug dabei sind, um zu wissen, dass sich das ganze nicht lohnt und nach Abzug aller Kosten ein Stundenlohn weit unter Mindestlohn übrigbleibt. In gewisser Weise zahlt also der Hermes-Paketbote Amazon für jedes Paket ein paar Cent aus eigener Tasche.
Da der Kunde bei sowas evtl. nicht mitmacht oder vielleicht weiterhin seine Packstation nutzen möchte, ist Amazon jetzt dazu übergegangen dem Kunden keine Wahl mehr zu lassen. Seit neuestem werden für Rücksendungen nur noch Hermesmarken ausgegeben. Statt bei der Packstation rund um die Uhr das Paket abzugeben, kann der Kunde ja jetzt zwischen 15.00-17.30 bei der Änderungsschneiderei ohne Parkplatz vorbeischauen. Oder er ist arbeitslos und kann daher eine Adresse zur Abholung angeben, an der er sich zwischen 8.00 und 20.00 ununterbrochen aufhält, denn in diesem Zeitraum kommen die Hermesfahrer vorbei.
Mittlerweile optimiert man offenbar auch die andere Richtung, denn in letzter Zeit stosse ich immer wieder auf Artikel, die nicht mehr an eine Packstation bestellt werden dürfen. Wer jetzt denkt es läge an den Maßen: Fehlanzeige. Zum einen ist die Regel, dass nur kleine Artikel an die Packstation geschickt werden dürfen eh Quatsch: wenn sie nicht reinpassen, wird das Paket, genau wie bei voller Packstation, einfach in eine Filiale umgeleitet. Das geht mit jedem Paket. Aber selbst an eine Postfiliale, an die Sendungen mit 120x60x60 geschickt werden können, weigert sich Amazon deutlich kleinere Artikel zu schicken. Offenbar möchte man auch hier auf die Subvention durch die Hermesfahrer nicht verzichten.
Für den Kunden bedeutet das Frustration, denn wer berufstätig ist kommt so nur noch mit viel Glück überhaupt an sein Paket. Für mich führt deswegen in letzter Zeit immer häufiger der Weg von der Amazon-Webseite mit der Meldung, meine Versandadresse könne nicht akzeptiert werden zur Konkurrenz.
Für mich ist es völlig unverständlich, warum man dem Kunden nicht die Wahl des Logistikdienstleisters überlässt, vor allem wenn die Alternative ist auf ganze Features wie die Packstation verzichten zu müssen. Von mir aus soll Amazon mir 4,99 Versandkosten berechnen, wenn ich dafür an meine Ware komme. Wer in der Vergangenheit bei Amazon bestellt hat, hat das wegen des Service gemacht und nicht, weil er den letzten Cent beim Preis rauskitzeln wollte. Amazon täte gut daran, sich wieder an diese Zeiten zu erinnern.